„Das ist ja alles schön und gut, unsere Gärten sind aber kleiner. Das ist nichts für uns….. Das können unsere Mitglieder nicht umsetzen.“
Dieser interessante Einwand kam am Ende des Vortrages zum Thema „Syntropischer Gemüseanbau nach Ernst Götsch“ vom Vorsitzenden des Eigenheimerverbandes.
Er hatte damit einen offen gebliebenen Punkt im Vortrag freigelegt…….
In der Diskussion haben wir zwar Lösungen, wie Waldgartenprinzipien und Funktionen des syntropischen Gartenbaus für kleine Gärten umgesetzt werden können, besprochen, aber ich konnte leider keine Bilder zeigen.
Ich wende mich heute nicht an die Freunde des englischen Rasens in Katalogoptik, sondern an die Menschen, die mit der Natur arbeiten und mitgehen wollen.
Ungenutztes Potenzial schlummert in jedem Garten
Gärtner sprechen oft über Hochbeete, Fruchtfolgen oder Mischkulturen – doch eine Sache wird nicht beachtet: Die unscheinbare Baumscheibe.
Eine offizielle Empfehlung lautet: Die Baumscheibe sollte unkrautfrei bleiben, mit Kompost oder Laub statt Rindenmulch organisch abgedeckt werden, den Wurzelhals des Baumes sollte man frei lassen und den Boden locker halten – sparsam ergänzt durch niedrige Kräuter oder Blumen.
Wird nur eine dekorative Funktion darin gesehen, verpasst man jedoch ihr eigentliches Potenzial. Denn genau hier, direkt unter der Baumkrone, liegt ein stilles, aber kraftvolles Element der Selbstversorgung.
Eine intensiv bepflanzte Baumscheibe schafft einen ersten Zugang zu einem Gartenprinzip, das weit über das allgemein Bekannte hinausgeht: die syntropische Bepflanzung.
Mehr als nur Randfläche
Die Baumscheibe fristet in vielen Gärten ein Dasein als gestalterisches Beiwerk – als kreisförmiger Freiraum, der bestenfalls als Schutzfläche für die Baumwurzel dient. Doch betrachtet man sie aus einem anderen Blickwinkel, wird sie zu einem Element mit einer 3. Dimension. Sie kann sich zu einem hochdynamischen Mikroökosystem entwickeln, in dem Pflanzen, Bodenleben und Mikroklima in perfektem Zusammenspiel agieren.
Sie ist nicht nur funktional und produktiv, sie ist ein Element, das den ganzen Garten zur neuen Vielfalt transformiert.
Im Zentrum: Ein Baum voller Leben
Im Herzen jeder Baumscheibe steht ein fruchttragender Baum – idealerweise ein Hochstamm-Obstbaum oder eine Esskastanie, die über viele Jahre hinweg nicht nur Ertrag, sondern auch Struktur bietet. Der Baum spendet Schatten, beeinflusst dadurch das Mikroklima und dient als natürlicher Mittelpunkt eines wachsenden Systems.

Das Pflanzenmosaik – in Raum und Zeit gedacht
Um den Stamm herum entsteht ein bewusst abgestufter Pflanzkreis. Die Idee: ein 3D-Gemüsepuzzle, bei dem die höchsten Pflanzen im Inneren stehen, und die niedrigeren Kulturen zum äußeren Rand hin abfallen. So maximiert man Lichtnutzung, Wasserhaushalt und Wuchsraum:
- Innenbereich: Hohe Kulturen, wie Sonnenblumen, Mais, Grünkohl, Tomaten oder Stangenbohnen.
- Mittelbereich: Mittelhohes Gemüse, wie Kohlrabi, Fenchel oder Mangold.
- Außenbereich: Bodennahe und schnell reifende Arten, wie Radieschen, Asiasalat, Spinat oder Feldsalat.
Diese Anordnung folgt nicht dem Zufall, sondern basiert auf einer präzisen Abstimmung von Kulturdauer, Lichtbedarf und Wuchshöhe. Das sind auch die prägenden Funktionen und Elemente des syntropischen Gartenbaus. In diesen Bereichen entstehen neue Lebensräume für die Welt der Tiere und Pflanzen auf Basis eines Prozesses, bei dem alle beteiligten Komponenten miteinander interagieren und sich immer weiter in Richtung optimaler Fruchtbarkeit und zunehmendem Energieinhalt des Systems entwickeln.

Eine besonders spannende Ergänzung zum Baum ist eine Kletterpflanze, die auch wieder einen Ertrag bringt. In meinem Garten stehen vier Eichen. Um eine Eiche habe ich eine Baumscheibe angelegt, auf der verschiedene blühende Pflanzen für Tees, sowie einige Gemüsepflanzen wachsen. Direkt am Stamm wächst ein Weinstock und nutzt als Kletterpflanze den Baum als Rankhilfe. Das erhöht die Vielfalt im Garten und auch den Ertrag pro Fläche. In diese Kombination wird die Vertikale als weitere Dimension des Wachstums hinzugefügt.

Das Gemüsebeet wächst mit
Ein entscheidendes Merkmal dieses Systems: Die Baumscheibe wächst mit dem Baum mit. Je größer die Baumkrone wird, desto weiter darf – und sollte – sich auch die bepflanzte Fläche ausdehnen. Das erlaubt es, neue Kulturen, z.B. Beerensträucher, schrittweise zu integrieren. So bleibt die Fläche stets dynamisch und im Wandel – ganz im Sinne der natürlichen Entwicklungsstufen von blankem Boden zum Wald.
Ein Garten auf dem Weg zur Syntropie
Das Potenzial der Baumscheibe folgt dem Prinzip der Sukzession. Darunter versteht man die natürliche Abfolge von Pflanzengesellschaften von einem blanken, unbewachsenem Boden aus, die sich im Laufe der Zeit zu einem Wald entwickeln. Sukzession heißt auch, dass eine kahle Fläche von Natur aus sich immer in Richtung Erhöhung des Energieinhaltes entwickelt. Durch den zunehmenden Bewuchs im Laufe der Zeit kann die Fläche deshalb immer größere Pflanzen und Tiere ernähren. Das heißt, die Fruchtbarkeit steigt stetig an, was wiederum zu einer ständigen Energiezunahme des Gesamtsystems führt, bis das Maximum erreicht ist.

Ein unbewachsener Boden wird sich – sofern die klimatischen Bedingungen passen und der Mensch nicht eingreift – durch natürliche Sukzession über Jahrzehnte hinweg zu einer Wiese, dann zu einem Gebüsch und schließlich zu einem Wald entwickeln. In mitteleuropäischen Klimazonen entsteht so, nach ca. 100 Jahren, häufig ein stabiles Waldökosystem mit sehr hoher Photosyntheseleistung. Wobei die höchste Leistung bei einem lichten Laubwald und einer Waldrandzone im Alter von ca. 15 bis 20 Jahren erreicht wird. Eine etablierte Baumscheibenbepflanzung, die auch einige Sträucher beinhaltet, bildet die Situation eines 15 bis 25 jährigen Laubwaldes nach.
Eine immer mehr Raum einnehmende Baumscheibe, die mit der Kronenentwicklung mitwächst, kann in wenigen Jahren von einer kleinen Gemüsefläche mit Baum zu einem stabilen Ökosystem heranwachsen, das Nahrung, Schatten, Artenvielfalt und Bodenaufbau vereint.
Gibt es mehrere Baumscheiben in einem Garten, erreicht man nach einiger Zeit durch deren Zusammenwachsen einen syntropischen Garten, ein stabiles, fruchtbares System, das viele Dinge selbst reguliert und über die Zeit immer umfangreichere Lebensräume schafft und ständig an Energie zunimmt.
Diese kleinen Inseln im Garten verbinden sich nach und nach zu einem funktionalen Netzwerk, das Lebensräume schafft, Mikroklima reguliert, Wasser speichert und langfristig hohe Erträge liefert.
Keine Agrochemie, keine Gentechnik ist in der Lage, das zu schaffen.
Um jedoch das System auf einer Sukzessionsstufe zu halten und nicht zum Wald werden zu lassen, sind regelmäßige Schnittarbeiten an den Bäumen und Sträuchern durchzuführen. Diese Maßnahme ist notwendig, um den notwendigen Lichteinfall für die Gemüsepflanzen sicherzustellen und Biomasse für den Bodenaufbau zu ernten.
Die Baumscheibe als unterschätztes Kraftzentrum
Die Baumscheibe ist deshalb weit mehr als ein dekorativer Kreis im Garten. Sie ist der Beginn einer anderen Form des Gärtnerns – eine, die mit den Kräften der Natur ständig an Energie zulegt. Ihre Stärke liegt in der Kombination von Struktur, Dynamik und Vielfalt. Wer ihr Potenzial erkennt und systematisch nutzt, wird feststellen: Selbstversorgung beginnt nicht auf großen Flächen, sondern mit einer einzigen, intelligent gestalteten Keimzelle des Lebens, der Baumscheibe. Ein Baum bildet das Zentrum, der alles miteinander verbindet.
Die Kunst liegt darin, Pflanzen so zu kombinieren, dass jede zur richtigen Zeit am richtigen Ort steht – abhängig von Wuchshöhe, Lichtbedarf und Kulturdauer. Dadurch entsteht ein System, das über die Jahre seine Lebensgrundlage immer wieder selbst erneuert, anpasst und optimiert.
Planung als Schlüssel zum Erfolg
Für die Umsetzung hilft es, eine Tabelle mit allen Pflanzen nach Höhe, Lichtbedarf und Kulturdauer zu erstellen. Daraus ergibt sich ein Zeit-Raum-Puzzle, bei dem jede Pflanze einen einzelnen Baustein darstellt. Erst wenn alle Elemente sinnvoll zusammenspielen, ergibt sich das vollständige Bild – ein lebendiger, dynamischer Garten, der nicht nur Nahrung, sondern auch Freude schenkt.
Was ich selbst zur weiteren Optimierung beitragen kann
Zum natürlichen Gärtnern gehört auch die Verwertung organischer Reststoffe aus dem Garten und der Küche.
Wurmkompostierung ist ein System, das von der Humusentstehung im Laubwald kopiert wurde. In einem Wurmkomposter entsteht neuer fruchtbarer Humus, so wie es im naturnahen Laubwald seit Jahrtausenden abläuft.
Im Wurmkomposter wird immer wieder organisches Restmaterial von oben auf die Fläche gelegt, genauso wie das im Wald durch den Laubfall und absterbendem Bodenbewuchs vor sich geht, nur mit dem Unterschied, dass wir fertigen humusartigen Wurmkompost von unten aus dem Wurmkomposter entnehmen können. Im Garten als Erdpresstopf, Pflanzerde oder Unterfußdüngung angewendet, wird Wurmkompost als neue Erde mit neuer Lebenskraft auf die Beete zurückgeführt. Auf diesem Weg bekommen die Pflanzen alles, was sie für ihr Wachstum brauchen.
Unsere Systeme zur Wurmkompostierung — von ganz klein bis ganz groß — , mit denen Sie die Gesundheit Ihrer Pflanzen fördern, üppige Blütenpracht und höhere Erträge erzielen, sowie Biomüll reduzieren und die Bodenstruktur nachhaltig verbessern, sind das ideale Werkzeug, um den Boden auf Dauer ertragreich und fruchtbar zu halten und dabei ständig zu verbessern.
Fazit:
Auch in kleinen Gärten steckt enormes Potenzial – selbst eine einfache kleine Baumscheibe kann zum lebendigen Kraftzentrum mit syntropischen Elementen werden! Damit dieses System dauerhaft fruchtbar bleibt, braucht es eine stetige Rückführung von Nährstoffen in den Boden. Genau hier setzt die Wurmkompostierung an: Sie verwandelt organische Reste aus Küche und Garten in hochwertigen Humus, stärkt das Bodenleben, verbessert die Struktur und liefert den Pflanzen alles, was sie für gesundes Wachstum und reiche Ernte benötigen.
Starten Sie jetzt mit Ihrem eigenen Wurmkompost-System!
Planen Sie Ihre eigene Baumscheibenbepflanzung und bestellen Sie sich jetzt Ihr Wurmkompostsystem – die Zukunft wird es Ihnen danken!
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