Mit Freuden und voller Erwartung auf das neue Gartenjahr beginnen wir Ende Januar wieder liebevoll, unsere Pflanzen vorzuziehen und sind voller Hoffnung auf eine tolle Ernte.
Kurze Zeit später sind die ersten Keimlinge sichtbar.
Oh Schreck, und schon sind sie von Schädlingen zerfressen und werden vom Beikraut überwuchert.
Ein Albtraum für jeden Hobbygärtner!
Die Schäden an den Pflänzchen sind während der Wachstumssaison nicht mehr aufzuholen. So verlangsamt sich die Entwicklung, was im weiteren Gartenjahr nur noch niedrige Erträge ermöglicht.
Bei mir waren die Schäden an den gerade aufgelaufenen Paprikapflanzen durch angefressene Keimblätter immer am größten.
Die wenigen auflaufenden Beikräuter spielen keine Rolle. Pflanzen mit den angefressenen Keimblättern hatten jedoch wirklich zu leiden und entwickelten sich immer am schlechtesten.
Das Problem lag in der Aussaaterde! Da musste eine Lösung her.
Auf fertige, im Handel angebotene Aussaaterden wollte ich nicht zurückgreifen. Das verstößt gegen meine Selbstversorger- und Unabhängigkeitsprinzipien. Auch ist die Herkunft im Handel angebotener Aussaaterden oft nicht klar erkennbar und vielen ist auch Torf beigemischt.
Die Fragen, die ich mir immer stellte, woher stammen die verwendeten Materialien und vor allem, wie viel Mikroplastik ist enthalten und wurde die Erde chemisch behandelt?
Mit eigener Aussaaterde lässt sich das einfach beantworten. Wie ich meine Aussaaterde aufbereite, verrate ich Ihnen gleich.
Es ist eine einfache, nachhaltige und effiziente Methode, die sehr effektiv ist und nur wenig Zeit beansprucht.
Mein Naturverständnis steht zwar der Behandlung von Gartenerde entgegen, manchmal muss man jedoch auch einen Kompromiss eingehen, um ein höheres Ziel zu erreichen. Wie so oft im Leben, einen Tod stirbt man immer.
Da beim Aussäen auf der Fensterbank oder im Glashaus auch kein echtes natürliches Umfeld vorhanden ist, arbeite ich jetzt mit einer Methode, die nicht ganz dem natürlichen Ablauf entspricht, aber auch keinen wirklich dauerhaften Nachteil mit sich bringt, jedoch den Erfolg sicherstellt.
Die Lösung des Problems liegt in der thermischen Behandlung.
Geschützt vor Fressfeinden, bietet die behandelte Aussaaterde einen optimalen Lebensstart für junge Pflanzen.
Bisher habe ich die Erhitzung immer im Küchenofen vorgenommen. Dabei habe ich die Erde auf ein Backblech aufgetragen und nach dem Brotbacken in den heißen Ofen geschoben und alles zusammen abkühlen lassen. Das hat soweit gut funktioniert, aber nicht perfekt.
Problem 1: Die Familie hatte mich nicht mehr so lieb, wenn ich mit meinem Mist wieder mal die Wohnung „einduftete“.
Nur mal so am Rande… das aufgetragene Parfüm einiger Mitbewohner stellt oft eine größere Herausforderung dar, als der Geruch heißer Erde.
Problem 2: Die fehlende Feuchtigkeit in der fertigen Aussaaterde hatte viel Staub und wenig Bodenstruktur zur Folge. Die Aussaaterde fühlte sich wie trockener Sand an.
Im ausgeschaltetem Backrohr ist auch die Temperatur nicht wirklich kontrollierbar, was zu immer unterschiedlichen Ergebnissen führte.
Jetzt habe ich die Herstellungsmethode geändert.
Der Schlüssel zur perfekten Aussaaterde liegt im Dämpfen der Erde.
Das ist eine altbewährte Methode, um Schädlinge, Unkrautsamen und Krankheitserreger abzutöten. Zusätzlich wird die Erde durch den Dampf gleichmäßig durchfeuchtet, was zu einer feineren, lockeren Struktur führt. Keimlinge können mit ihren ersten zarten Wurzeln in das lockere Substrat hineinwachsen.
Vorteile der gedämpften Erde für die Aussaat:
Keimfreie Erde: Pilzsporen, Unkrautsamen und Schädlinge werden effektiv abgetötet.
Feinere Struktur: Die durchfeuchtete Erde wird locker und ist optimal für Keimlinge.
Keine Chemikalien, die zur Abtötung der Samen und Bodenbewohner eingesetzt werden und mittels Aussaaterde in den Garten gelangen bzw. in unseren Tellern landen.
Was wird benötigt:
Einwecktopf: Groß und hitzebeständig, mit Deckel.
Feinmaschiges Gitter: Ca. 5 cm über dem Boden des Topfes mittels Abstandshalter angebracht.
Jutetuch: Zum Auslegen auf dem Gitter, damit die Erde nicht durchfällt.
Gartenerde: Sieben, um Steine und grobe Bestandteile zu entfernen.
Wasser: 5–10 Liter, je nach Topfgröße.
Wärmequelle: Kon-Tiki oder ein Pyro Bene
Nachhaltige Hitzenutzung: Der Kon-Tiki und Pyro Bene liefert nicht nur die Wärme für das Dämpfen, sondern erzeugt auch noch Pflanzenkohle, die langfristig die Nährstoff- und Wasserspeicherfähigkeit des Bodens verbessert und die Mikrobenvielfalt erhöht.
Brennstoff: getrocknetes Holz, Äste oder Stroh für die Pflanzenkohleproduktion.
Nun gehts los!
Platzieren Sie ein feinmaschiges Gitter ca. 5 cm über dem Boden des Einwecktopfes.
Legen Sie ein feinmaschiges Gitter oder ein Jutetuch auf das grobe Gitter, damit Erde und Wasser sauber getrennt bleiben.
Füllen Sie die gesiebte Gartenerde locker auf das Jutetuch. Drücken Sie die Erde nicht zu fest an.
Wasser hinzufügen
Gießen Sie 5–10 Liter Wasser über die Erde. Das Wasser sickert durch die Erde, durchfeuchtet sie gleichmäßig und sammelt sich im Raum unter dem Gitter.
Dieses Wasser wird während des Dämpfprozesses erhitzt und erzeugt Dampf, der die Erde im Topf vollständig durchdringen wird.
Durch die Befeuchtung der ganzen Erde im Topf wird die Erde beim Dämpfen krümelig und bekommt eine feine Struktur.
Decken Sie den Einwecktopf mit einem Deckel ab, um die Hitze und den Dampf im Topf zu halten.
Stellen Sie den Topf über die Wärmequelle des Kon-Tiki.
Lassen Sie die Erde 20–30 Minuten dämpfen.
Mit einem Kompostthermometer, in der Mitte des Topfes platziert, wird die Temperatur in der Füllung kontrolliert. Hat die Temperatur dort 65 °C erreicht und für wird sie für 30min gehalten, sind die Keime und Schädlinge sicher abgetötet.
Um Verbrennungen durch heißen Dampf zu vermeiden und die Restwärme zu nutzen, lasse ich den Topf langsam abkühlen.
Nutzen Sie das Wasser, das sich unter dem Gitter gesammelt hat, für Ihre Pflanzen, da es reich an Nährstoffen sein kann.
Ist der Pasteurisiervorgang bzw. das Dämpfen abgeschlossen und nur noch Glut zu sehen, wird das Feuer abgelöscht.
Nach Abschluss der Pyrolyse können Sie die Pflanzenkohle aus dem Kon-Tiki oder Pyro Bene entnehmen, mit frischem organischen Material mischen und diese Mischung als Futter auf den Wurmkompost geben.
Mit einem Einwecktopf und dem Kon-Tiki oder Pyro Bene als Wärmequelle können Sie keimfreie, lockere Aussaaterde vollständig aus eigenen Materialien erzeugen und gleichzeitig Pflanzenkohle für Ihren Wurmkompost herstellen.
Das nenne ich mal einen rundum geschlossenen Kreislauf, der Unabhängigkeit schafft.
Hat die Erde Zimmertemperatur erreicht, kann die Aussaaterde zum Vorziehen unserer Pflanzen verwendet werden.
Bei der Etablierung einer Blühfläche für Bienen und Schmetterlinge, die mit ihren bunten Farben das Auge erfreuen, sind im Garten oftmals Beikräuter und Nacktschnecken ein Problem.
Um einen Wachstumsvorsprung zu erreichen, säe ich die Blühmischung in flachen Wannen, die mit gedämpfter Erde gefüllt sind, an.
Die Pflanzen entwickeln einen Teppich aus Wurzeln und werden dann als eine Art „Blühmatte“ umgepflanzt.
Die Blühmatte wird einfach auf den offenen Boden gelegt, oder als eine Reihe in die Reihenkultur im Hochbeet gesetzt. Dort können die Blühpflanzen wachsen und sich bis zur Samenreife weiter entwickeln.
Den Kon-Tiki und PyroBene finden Sie hier
PS: Nur mit selbst hergestellter Aussaaterde kann ich mir bei der Frage der Qualität sicher sein. Reine Erde, von Anfang an, ist das Schlüsselelement, worauf es beim Erzeugen von hochwertigem Gemüse ankommt.
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